Segelreisen

von Schweden nach Strijensas 2011

Überführung unserer AH 30

13.05. bis 21.05.2011 Bjönö Marina nach Rostock
Am 13.05.2011 flogen wir zu viert (Robert, Malte, Peter und ich) von Lübeck nach Stockholm SKAVSTA bei Nyköping und von dort mit dem Bus nach Norrköping. Am Busbahnhof erwartete uns Torbjörn, der uns seine AH 30 mit dem Namen „Vision“ verkauft hatte. Er hatte einen neuen Unterwasseranstrich aufgebracht, der uns später noch einigen Ärger machen sollte. Wir stiegen zu 5 in seinen Audi A 4, der das Gepäck kaum schaffte. Torbjörn war so nett uns zu einen Supermarkt zu bringen, bei dem wir uns mit dem Notwendigsten versorgten. Anschließend fuhr er uns zu seinem Heimathafen gut eine Stunde Fahrzeit entfernt und ganz einsam gelegen. Er zeigte uns das Boot und gab uns noch ein paar Werkzeuge mit, weil er gemerkt hatte, dass sich die Sprayhood in einem schlechten Zustand befand. Er versprach uns zudem, sich an den Kosten einer neuen Sprayhood zu beteiligen, was er auch einhielt.


Am nächsten Morgen fuhren wir los in Richtung Süden. In Arkösund hielten wir noch einmal an und bunkerten den Rest unseres Vorrates, bevor wir auf die Ostsee hinausfuhren. Unser Ziel war Västervik, welches wir am Nachmittag erreichten. Am folgenden Tag segelten wir von Västervik nach Borgholm auf der Insel Ölland. In dem Sund zwischen der Insel und dem Festland stand der Wind gegen uns und wir mussten einige Male kreuzen, bis wir die Insel erreichten. Die Sprayhood hatte sich inzwischen fast aufgelöst. Unsere Versuche in Borgholm etwas für die Reparatur zu finden, scheiterten kläglich.

Früh am Morgen des nächsten Tages legten wir wieder ab, um zum Frühstück in Kalmar anzulegen. Nach einem Frühstück und einer warmen Dusche inklusive Sauna fanden wir einen Baumarkt und deckten uns mit Material ein. Die nächsten Stunden verbrachten wir mit der Reparatur der Sprayhood, um bei der Überfahrt nach Bornholm und Rostock wieder Schutz zu haben.



Gegen Abend ging es dann weiter Richtung Bornholm. Der Wind stand schlecht (wie schon so oft). Wir mussten einen Kurs laufen, der uns an die Ostseite der Insel trug, anstatt wie geplant, im Westen anzulegen. Am Nachmittag schlief der Wind dann ganz ein. Wir motorten 3 Stunden Richtung Nexoe. Die letzte Stunde forderten wir unseren alten Diesel ein wenig, was dieser mit kräftigem Qualm quittierte. Kein gutes Zeichen, wie sich noch herausstellen sollte. Auch der nächste Tag war Windstille. Unter Motor liefen wir problemlos Richtung Rügen. Wir forderten unseren Diesel nicht mehr und liefen mit 5.5 Knoten nach Lohme auf Rügen. Wir verbrachten einen schönen Abend im Hotel Pirat in Lohme, wo uns die Inhaberin einige Schwänke aus ihrem Leben erzählte. Das Essen war ausgezeichnet. Auch an unserem letzten Tag legten wir früh um 5 Uhr ab. Robert und ich genossen den Morgen, während die Jugend schlief. Am Abend gab es dann einen großen Empfang in Rostock. Das erste Ziel der Reise war erreicht.

03.07. bis 06.08.2011 Rostock nach Cuxhaven
Morgens kurz nach 8 Uhr geht es los von Rostock. An Bord sind diesmal nur meine Frau und ich. Der böige Wind kommt direkt von vorn. Wir wollen nicht kreuzen und fahren unter Motor Richtung Warnemünde. Wir kommen schlecht voran, als ob der Wind und die Welle direkt gegen uns stehen würde. Erst kurz nach 10 Uhr erreichen wir die Ausfahrt zwischen den beiden Leuchttürmen in Warnemünde. Wir machen kaum Fahrt (keine 2 Knoten); die Welle läuft direkt in das Fahrwasser bei Warnemünde hinein. Als wir etwas Abstand zu der Mole haben, setzen wir die Segel und fallen ab Richtung Westen. Endlich geht es voran… Gegen 13 Uhr erreichen wir Kühlungsborn und machen uns auf die Lübecker Bucht zu queren. Immer noch können wir unser Ziel Fehmarn nicht ansteuern, da der Wind direkt aus dieser Richtung bläst. Wir kreuzen und kreuzen und kreuzen bis gegen 23 Uhr. Es ist schon dunkel, als die Einfahrt zu einem See erreichen, der vor der Marina Großenbrode liegt. Die Einfahrt ist schmal und nicht gerade zu durchfahren. Es sind zwar Tonnen gesteckt, aber die sind nicht beleuchtet. Gabi leuchtet mit einer Taschenlampe und findet Gott sei Dank die Tonnen, so dass wir es schaffen zur Marina zu kommen. Ich überlege die ganze Nacht, weshalb das Boot so langsam war und befürchte, dass das Boot von unten mit Muscheln zugewachsen ist. Also lassen wir am Morgen von den freundlichen Leuten des Service der Marina das Boot heraus kranen. Meine Befürchtungen werden bestätigt. Mehrere Kilo Muscheln sind als blinde Passagiere mit uns unterwegs. Offenbar eine Folge des schlechten (biologischen?) Antifoulings in Schweden. Wir schaben die Muscheln herunter und sehen nachher ganz schön dreckig aus. Nachdem das Boot wieder im Wasser ist, geht es kurz vor 12 Uhr weiter in Richtung Heiligenhafen. Wir laufen jetzt wieder bis zu 7 Knoten und sind froh, die „Passagiere“ los zu sein. Schön am frühen Nachmittag erreichen wir die Marina in Heiligenhafen und erholen uns auf einem Spaziergang am Meer. Um 6 Uhr sind wir wieder unterwegs Richtung Kiel. Es ist kein Wind mehr zu spüren und wir motoren ruhig Richtung Kiel. Kurz vor Labboe werden wir von dem Sonar eines U-Bootes erfasst. Ein unheimliches Geräusch findet meine Frau… Um 13 Uhr fahren wir in die Schleuse des Nord-Ostsee-Kanals und fahren am diesem Tag bis Büdelsdorf bei Rendsburg. Am letzten Tag geht es weiter unter Motor nach Brunsbüttel. Wir legen im Hafen an und wollen auf die beginnende Ebbe warten. Ein Skipper eines Schiffes neben uns warnt uns heute noch loszufahren. Er erzählt von einem Wetterbericht nach dem mit schweren Gewittern zu rechnen sei. Obwohl ich alle Berichte abgehört habe, kann ich das nicht nachvollziehen, aber der freundliche Skipper macht meiner Frau gehörige Angst. Dennoch weiß ich, dass es knapp wird. Wir wollen heute nicht nur nach Cuxhaven, sondern auch noch nach Hause, weil ich wieder arbeiten muss. Wir sind froh als es endlich losgeht und fahren mit bis zu 10 Knoten bei schönen Wetter und einem herrlichen Sonnenuntergang nach Cuxhaven, welches wir erst um 22:30 Uhr erreichen. Im Hafen stirbt unser Motor ab und lässt sich erst nach einigen Versuchen wieder zum arbeiten überreden.



20.07.2011 bis 21.07.2011 Cuxhaven

Am Mittwoch fahren wir mit dem Zug nach Cuxhaven. Wir das sind Robert, Gabi und ich. Wir kommen abends an und machen einen schönen Rundgang durch Cuxhaven, vorbei an der Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes, wobei wir uns das Wetter für den morgigen Tag ansehen. Am folgenden Tag geht es früh um 5 Uhr aufs Wasser um mit dem Gezeitenstrom Richtung Wangerooge zu fahren, was unser heutiges Ziel ist. Wieder haben wir Gegenwind und müssen den Diesel anwerfen. Nach einer Stunde qualmt es aus dem Motorraum. Wir ziehen die Segel hoch und fahren wieder Richtung Cuxhaven jetzt mit dem Wind, aber dafür gegen den Strom. Unter Segeln legen wir wieder im Hafen an und rufen einen Techniker, der uns erklärt, dass die Zylinderkopfdichtung defekt ist. Eine neue Dichtung kann in Cuxhaven nicht besorgt werden, da Yanmar angeblich keine Ersatzteile mehr liefert. Wir müssen uns also jetzt für die Weiterfahrt nur noch auf die Segel verlassen… Bevor wir wieder herausfahren, schauen wir auf den Wetterbericht des nächsten Tages: Windstärke 8 und 6 Meter Welle! Wir entscheiden uns nach Hause zu fahren.



03.08.2011 bis 07.08.2011 Cuxhaven nach Hindeloopen
Erneut fahren wir (Robert und ich) mit dem Zug nach Cuxhaven. Unsere Stimmung ist gut und eine genervte Dame belehrt uns, dass das Lachen im Zug verboten ist! Wir verbringen eine unruhige Nacht im Hafen auf unserem Boot. Es wird durch den Schwall immer wieder in die Leinen gerissen und wir machen fast kein Auge zu. Wir sind deshalb froh, dass die kommende Ebbe uns zum Aufstehen zwingt. Unter Motor fahren wir langsam aus dem Hafen, um unseren Diesel nicht zu überfordern. Direkt im Fahrwasser stellen wir den Motor ab und segeln Richtung Neuwerk. Ein konkretes Ziel haben wir nicht, wenn man davon absieht, dass wir in das Ijsselmeer wollen. Wir wollen je nach Situation sehen, wohin uns der Wind treibt. Diesmal steht der aber zunächst gut und wir erreichen abends Norderney. Wir sind müde und wollen nur noch schlafen. Wir legen uns deshalb im Päckchen an die Motorjacht eines freundlichen Holländers und versprechen ihm, schon weg zu sein, bevor er nur aufwacht. Dieses Versprechen halten wir auch und segeln direkt um 7 Uhr morgens los. Der Wind scheint es zunächst gut mit uns zu meinen, schläft dann aber vor Juist ein. Nicht nur, dass wir nicht mehr voran kommen; bald schlägt auch der Strom um und arbeitet gegen uns. Also entschließen wir uns vor Juist Anker zu werfen und zu warten, bis der Strom erneut kippt. Auch dann kommen wir zunächst nur mühsam voran, bis gegen Abend Wolken aufziehen und uns Wind versprechen. Wir haben keine andere Chance als die Nacht durchzufahren, weil wir nicht Borkum ansteuern können: Erneut steht der Strom gegen uns. Also entschließen wir uns zu einer Nachtfahrt, in der wir wenigstens vorwärts kommen. Der Preis dafür ist starker Seegang, und Regen die ganze Nacht über. Gegen Morgen dreht der Wind wieder Richtung Westen und wir kreuzen auf bis wir am Abend nach 39 Stunden auf dem Wasser in Vlieland ankommen. Nach einem Abendessen fallen wir erschöpft in die Kojen. Der nächste Tag bringt uns ein entspanntes Segeln. Wir genießen bei 3 – 4 Windstärken die Fahrt durchs Wattenmeer nach Harlingen. Das Wattenmeer ist fast so glatt wie ein Pfannkuchen und wir erreichen wie geplant die Schleuse Kornwerderzand. Es ist Wochenende und der Betrieb an der Schleuse ist hoch. Vor allen Dingen können wir das Rennen um einen Platz in der Schleuse nicht mitmachen, da wir unseren Motor nur mit 2 bis 3 Knoten laufen lassen können. Es werden mehr Boote in die Vorschleusenkammer eingelassen, wie bei einem Schleusengang bewältigt werden können. Der erste Gang findet ohne uns statt. Bei dem folgenden Gang kommen wir auch nur als letztes Boot in die Schleusenkammer. Wir hängen quer vor dem Schleusentor. Robert hält sich an dem vor uns liegenden Boot fest, ich versuche Halt am Tor zu finden. Wir sind froh, als es endlich weitergeht. Eigentlich wollten wir an diesem Tag noch weiter segeln, entschließen uns dann aber in den Hafen nach Hindeloopen zu fahren, der uns so gut gefällt, dass wir für einige Wochen dort bleiben und auch unseren Motor reparieren.



01.10. bis 03.10.2011 Hindeloopen bis Strijensaas
Es ist Zeit für die letzte Etappe unserer Reise. Wir haben uns entschieden, das Boot nach Strijensaas zu verlegen, da wir in unserem Heimathafen in Roermond keinen Platz bekommen. Bei wunderschönem Oktoberwetter fahren wir morgens früh um 7 Uhr von Hindeloopen los. Die Natur gibt bei Windstille eine Sondervorstellung und wir können unseren Diesel testen, ob die Reparatur Erfolg hatte. Von Amsterdam wollen wir durch die Kanäle (stehende Mastroute) nach Strijensaas fahren. Aber die erste Brücke in Amsterdam wird gerade an diesem Wochenende repariert und wir übernachten erst einmal in Amsterdam. Am nächsten Tag geht alles schief: zuerst werden wir von der Wasserschutzpolizei gestoppt, weil Robert einen Ausflug auf das linke Ufer des Fahrwassers gemacht hat, um sich dort einige Kräne anzusehen. Und dann ist die nächste Brücke der westlichen Umfahrung von Amsterdam wieder zu.



Wir hätten eher aufstehen sollen! So müssen wir wohl oder übel wieder raus auf die Nordsee, was wir eigentlich nicht wollten, weil wir gerne quer durchs Land gefahren wären. Am Abend liegen wir im Hafen von Scheveningen. Selbst am Abend haben wir noch 24 Grad und genießen den Sonnenuntergang an Bord. Der folgende Tag hat einige üble Wellen auf der Nordsee für uns, ohne dass der Wind diese verursacht hätte. Diese Dünung unter Motor abzulaufen ist sehr unangenehm und wir sind froh, als wir am späten Nachmittag Stellendam am Eingang zum Haringvliet erreichen. Nach der Schleuse können wir auch noch einige Zeit wunderschön die Segel hochziehen und Richtung Ziel segeln. Ein letztes Hindernis ist die Haringsvlietbrücke, deren Zugbrücke geschlossen ist. Nach den Angaben in der Karte können wir jedoch in der Mitte der Brücke passieren. Wir halten alle die Luft an, als wir beim letzten Sonnenlicht unter der Brücke durchgehen. Die letzten Meilen sind dann im Dunkeln zu absolvieren. Robert und Gabi stehen mit der Taschenlampe im Bug und halten nach Tonnen Ausschau, die leider nicht beleuchtet sind. Gegen 22:00 Uhr haben wir endlich unser Ziel erreicht.

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